Psychologie und Menschenrechte: Ideologiebildung als induzierte, noogene Reduktionsneurose

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Abstract
Die systematische Zufügung körperlicher oder seelischer Verletzungen und Traumata wird zurecht als Verletzungen der Menschenrechte geahndet. Neurosen als psychische Erkrankungen zu induzieren, absichtlich herbeiführen oder zu vertiefen, stellt damit eine klare Menschenrechtsverletzung dar. Mit der Anerkennung der Existenzanalyse und Logotherapie nach Viktor E. Frankl als dritter Wiener Schule der Psychotherapie zählen „noogene (aus dem Geistigen oder Sinn stammende) Neurosen“ zu den neurotischen Krankheitsbildern. Die systematische Verletzung von Frankls „Wille zum Sinn“ vermag sich bis zur Menschenrechtsverletzung zu steigern.

Die Generalisierung vorgefasster Meinungen durch den „conformation bias“ und illusionäre Korrelationen in selbstreferenziellen Diskursen führt zu reduktionistischen Philosophemen und Ideologien. Ihre systematische Propagierung verengt die Lebensaspekte, fördert sektiererische Heilslehren zutage und induziert noogenen Neurosen. In ihrem Absolutheitsanspruch steigern sich reduktionistische Ideologien durch ihren Fanatismus zur Verachtung und Verletzung der Menschenrechte.

Inhalt
Menschenrechte
Aus der Neurosenlehre Viktor E. Frankls
Formen der noogenen Neurosen
Fixierung und Kollektivierung
Reduktion durch Generalisierung und Relativierung
Selbsttherapie, Verschiebung und Kompensierung
„Confirmation bias“ und illusionäre Korrelationen
Nichtrepräsentativität und Hindsight-Effekt
Mythenbildung, Apologien und Rationalisierungen
Induzierte „iatrogene“ Neurosenbildung
Ideologisierung contra Aufklärung
Les terribles simplificateurs
Zusammenfassung

Menschenrechte
Das Prinzip der Menschenrechte sieht den Menschen von Geburt an im Besitz eines unantastbaren, unveräußerlichen Rechtes, das ihn als Individuum vor jeder willkürlichen oder solchen Behandlung schützt, die ihn zum bloßen Objekt fremden Tuns werden ließe (Brockhaus 1991, 14. Band, S 466). Die Materie ist einigermaßen komplex, so dass sie juristisch in diversen Erklärungen, Pakten, Deklarationen und Abkommen immer wieder kompiliert und ergänzt wurde. Kern ist demnach die physische und psychische Unversehrtheit des Menschen, vor allem auch als Individuum.

Während die rein physischen Menschenrechte lange Zeit im Vordergrund standen (z.B. Verbot der Folter), fristen die psychischen eher ein Schattendasein. Allenfalls war einmal die psychiatrische „Behandlung“ von politischen Dissidenten im ehemaligen Ostblock angeprangert und verurteilt worden. Rabiate Verfolgungen wegen politischer Ansichten kommen also in der Debatte um die Wahrung der Menschenrechte insgesamt gut weg, subtilere Manipulationen aber kaum, obwohl sie vielleicht noch raffinierter und nicht minder entwürdigender sind. Damit stellt sich die Frage, wie Gehirnwäsche, totalitäre Propaganda und ideologische Gleichschaltung unter dem Licht der Menschenrechte zu sehen sind.

Aus der Neurosenlehre Viktor E. Frankls
Folgt man der bekannten Neurosenlehre von Viktor E. Frankl (1967, S 2-7), so handelt es sich bei Neurosen nicht um somatogene (aus dem Körperlichen oder Physischen stammende), sondern um psychogene (aus dem Seelischen oder Verhalten stammende) Erkrankungen, Beeinträchtigungen und Leidenszustände. Wird ein psychisches Leiden oder eine neurotische Reaktion durch eine unbedachte oder bedenkenlose Äußerung eines Arztes (griech. „iatros“) ausgelöst, so kann von einer „iatrogenen“ Neurose gesprochen werden. Liegt letztlich ein geistiges Problem, ein sittlicher Konflikt oder eine existenzielle Krise einer Neurose zugrunde, so spricht Frankl (ebendort) von einer „noogenen“ (aus dem Geistigen oder Sinn stammenden) Neurose.

Formen der noogenen Neurosen
Laut Frankl werden aus der Verlegenheit manchen Arztes, unbedingt eine Diagnose stellen bzw. den Grund einer Erkrankung nennen zu müssen, bei unzureichender oder unzutreffender Diagnose iatrogene Leiden ausgelöst. Finden gewisse Ärzte keine nachweislich organischen Ursachen für eine Erkrankung, so bagatellisieren sie gerne die Beschwerden als nur „nervös“, eingebildet, eingeredet, übertrieben, hysterisch oder simuliert. Dazu kommen noch Modeerscheinungen in Diagnose und Therapie, man denke nur an den inflationären Gebrauch oder besser Missbrauch der Psychoanalyse im Amerika der 1940er und 1950er Jahre (Frankl 1967, S 103-107). Solche rein theoriegeleiteten Generalisierungen erklären nichts wirklich und lindern keine Schmerzen, sondern verstärken sie noch, erzeugen neue Konflikte und Störungen und induzieren neurotische Erkrankungen.

Nun ist der Mensch kein eindimensionales Wesen, sondern gehört verschiedenen Dimensionen an und verfügt über unterschiedliche Aspekte des Bewusstseins (Wilber 1987). In jeder dieser Dimensionen können Störungen, Konflikten und Erkrankungen auftreten. Führt ein Symptom zu einer Gefährdung des Patienten selbst oder seiner Umgebung, wird es traditionell als eine Erkrankung eingestuft. Die in der geistigen Dimension wurzelnden sittlichen Spannungen, Gewissenskonflikte, existenziellen Krisen oder ideellen Probleme stellen „noogenen“ Neurosen dar und erfordern eine Behandlung exakt in dieser Dimension, aus der sie auch kommen (Frankl 1967, S 115-117) .

Fixierung und Kollektivierung
Man muss nicht unbedingt Buddhist sein, vielmehr genügt ein Minimum an Sensibilität und Lebenserfahrung, um zu erkennen, dass Leiden und Konflikte schlichtweg Bestandteil des menschlichen Daseins sind. Natürlich leidet niemand gerne, und jeder wird von den Problemen und Spannungen seiner eigenen Lebensgeschichte geprägt. Selbstverständlich sucht ein Jeder nach Lösungen, um seine Schwierigkeiten zu bewältigen. Allerdings besteht das Leben nicht nur aus den Beschwerden und Leiden, sondern auch aus Lust und Freuden. So wie es schön ist, wenn der Schmerz nachlässt, so ist es befriedigend, Auswege aus seinen Problemen und Spannungen zu finden.

Systemtheoretisch betrachtet sind wir selbst Bestandteil einer über uns hinausreichenden Ordnung, sodass wir viele Lösungen unserer Konflikte, Probleme und Spannungen aus diesem höheren Systemzusammenhang finden (Hahn und Müller 1993). Ein gewisses Maß an Überhöhungsfähigkeit und Selbsttranszendierung ist daher gefordert. Ohne Transzendierungsbereitschaft bliebe es in noogenen Spannungszuständen bei der Fixierung auf die krankmachende Ursache. Eine solche Selbstbespiegelung lässt keinen überhöhenden Ausweg finden, verschärft die ursprüngliche Problematik und führt in die Neurose. Der Mangel an Transzendierungsfähigkeit lässt zuletzt die eigene Problematik zum universellen Problem der Menschheit überhaupt werden und wird zur „fixen Idee“. Der therapeutische Ausweg aus den individuellen Problemen wird damit krass kollektiviert und unzulässig generalisiert.

Reduktion durch Generalisierung und Relativierung
Ohne eine korrekte Diagnose kann keine korrekte Therapie zustande kommen. Wer eine singuläre Problematik diagnostisch auf ein allgemeines Kollektiv in dem Sinne überträgt, dass nicht nur einzelne Individuen, sondern angeblich alle unter derselben Ursache leiden, muss auch noch die Therapie allen aufnötigen. Die neurotische Fixierung und transzendierungsunwillige Absolutsetzung der generalisierten Situation führt zugleich zur Relativierung aller anderen Zustände. Wenn die eine, alles beherrschende Problematik für jeden Menschen gilt und damit allgemein zutrifft, werden die anderen Probleme nur als weitere Folgen der universellen Situation begriffen und zugleich relativiert. Sie erscheinen ihrerseits als neurotische Rationalisierungen seitens der Umwelt und Mitmenschen. Allen Fragen scheint die eine, alles bedingende Ursituation zugrundezuliegen.

Die Diagnostizierung einer für alles verantwortlichen Ursache zieht die eine „große“ Therapie nach sich. Wer nicht der absolut gesetzten Therapie unterworfen wird, entzieht sich der für alles gültigen Methodik und bleibt ein Krankheitsfall. Diagnose und Therapie werden einer universellen Methodik unterstellt, wodurch zugleich alle anderen Methoden relativiert werden. Die eine Ursituation gilt samt ihrer Lösung für alle anderen. Bestenfalls werden die übrigen Probleme als Auswirkungen der generellen Problematik verstanden. Generalisierung und Relativierung führen zur Reduktion aller anderen Anschauungen, Methoden, Diagnosen und Therapien – divergierende Ansichten werden rigoros ausgemerzt. Generalisierung und Relativierung entwickeln eine Neurose sui generis, die Reduktionsneurose.

Selbsttherapie, Verschiebung und Kompensierung
Doch nicht nur der Ehrgeiz und Stolz eines Wissenschaftlers, eine große Methode gefunden und eine universelle Lehre entwickelt zu haben, kann zum Versuch der Reduktion anderer Methoden und konkurrierender Lehren führen. Auch seitens des Patienten fehlt es selten – wenigstens zunächst – an eigenen Versuchen, seinen Problemen zu entkommen. Das verständliche Bestreben, aus den eigenen Spannungen und Konflikten selbst herauszufinden, fördert natürlich Selbstdiagnose und Selbsttherapie. Fehlen dabei Überhöhungs- und Selbsttranszendierungswille, so laufen die Selbstheilungsversuche zwangsläufig in die Irre, verschärfen die Problematik und überlagern die eigentliche Konfliktsituation noch mit einer zusätzlichen Reduktionsneurose.

Steht eine Problematik im Odium der sozialen Minderwertigkeit oder Unehrenhaftigkeit (z. B. Eigenliebe, Ehrgeiz, Sexualität oder geringe soziale Herkunft), so nimmt es nicht wunder, wenn sie häufig auf ein anderes Gebiet verlagert, verschoben und dort kompensiert wird. So bleibt die Ausbildung eines reduktionsneurotischen Verhaltens nicht auf Einzelpersonen beschränkt, vielmehr findet es sich immer wieder: von der Medizin und Psychologie über zahlreiche „wissenschaftliche Schulen“ bis hin zu den politischen und sozialen Ideologien.

„Confirmation bias“ und illusionäre Korrelationen
Keine Wissenschaft ist davor gefeit, zu fehlerhaften Beurteilungen zu kommen. Zunächst müssen nämlich ihr axiomatischen Voraussetzungen erfüllt werden (Axiome = Grundlagensätze). Dazu gehört zunächst die Logik mit ihrem Satz der Identität, dem Satz vom Widerspruch, dem Satz vom auszuschließenden Dritten und dem Satz vom zureichenden Grunde. Um die Voraussetzungen einer Naturwissenschaft zu erfüllen, müssen ihre Gegenstände noch beobachtbar, mathematisierbar, wiederholbar und experimentierbar sein (Pietschmann 1980). Landläufig meint man, eine solide Ausbildung und eine sorgfältige Arbeitsweise böten schon einen ausreichenden Schutz vor Fehlschlüssen. Doch bedarf es zum natur- wie geisteswissenschaftlichen Irrtum nicht einmal wirklich logischer Denkfehler im engeren Sinne, sondern es reicht, ,,nur“ von den Normen der korrekten Informationsbewertung abzuweichen (Kahneman et.al. 1982).

Einer der häufigsten sozialwissenschaftlichen Fehler ist der „confirmation bias“, der systematische Fehler der Übereinstimmungssuche Es werden vorrangig Informationen gesucht, welche die eine Hypothese, Theorie, Lehre oder Absicht bestätigen (Watson 1960). Missachtet man in weiterer Folge falsifizierende Informationen, so landet man in einer „illusionären Korrelation“. D.h. man stellt Zusammenhänge her, die den wirklichen Tatsachen widersprechen (Chapman & Chapman 1967). Die Folge ist eine fehlerhafte Gewichtung der Informationen, die durch die Überbewertung der die Theorie bestätigenden Ereignisse selbstreferenziell forciert wird, wobei die die eigene Hypothese falsifizierenden Informationen gar nicht erst aufgesucht werden.

Nichtrepräsentativität und Hindsight-Effekt
Die Vernachlässigung von Häufigkeitsinformationen wiederum führt zu nicht-repräsentativen Ergebnissen (Kahneman & Tversky 1972). Spektakuläre Einzelfälle werden hochgespielt, und statistische ,,Ausreißer“ beherrschen die aufgeregte Diskussion: Die Regeln werden nicht mehr vom Allgemeinen, sondern von den Ausnahmen abgeleitet. Weiters sind selbst für den korrekt arbeitenden Wissenschafter nicht alle Informationen immer gleich zugänglich. Stützt man sich daher nur auf die leicht verfügbaren Informationen, bewertet man diese über und vernachlässigt zugleich die schwerer zugänglichen (Tversky & Kahneman 1974).

Passt man Folgeurteile einem Anfangswert an, schlagen ständig „Verankerungs- und Anpassungseffekte“ durch (Kahneman & Tversky 1973). Wird der Anfangswert vollends in einem ideologischen, utopischen oder dogmatischen Vorurteil verankert, so bringt jede Folgeuntersuchung immer nur die apologetische Bestätigung der ,,fixen Idee“. Aber auch folgendes kommt häufig vor: Ursprüngliche Aussagen werden nach dem Bekanntwerden des Ausganges eines Ereignisses durch den „Hindsight“-Effekt umbewertet (Fischhoff 1977). Man hat es mittels sophistischer Kunstgriffe „immer schon“ gewusst, nicht „so“ gemeint und „eigentlich anders“ gesagt.

Mythenbildung, Apologien und Rationalisierungen
Die völlig willkürlichen Richtungen, die Reduktionsneurosen erhalten, entspringen den höchstpersönlichen Traumata ihrer Träger, ihre individuellen Verschiebungs- und Kompensierungsstrategien und damit letztlich ihren unterschiedlichen Ressentiments. Erst kommt das generalisierte Vorurteil, dann werden die dazupassenden empirischen Befunde gesucht und prompt gefunden (Scheler 1978). Stets verhalten sich die naturwissenschaftlichen Belege passiv gegenüber ihren ideologischen Inanspruchnahmen. Noch für jede Ideologie haben sich die Befunde und Beobachtungsdaten mühelos finden lassen. Um jede fixe Idee ranken sich säkulare Mythen, und auf Angriffe wird mit umfangreichen Apologien reagiert, die alle die scheinvernünftigen Anzeichen psychologischer Rationalisierungen tragen (Caspart 1987, S 77-87).

Auf wissenschaftlichem Niveau besteht eine Reduktionsneurose darin, dass ein einzelner Aspekt der – mit Einstein (1969) relativen, mit Heisenberg (1979) unscharfen, mit Gödel (1986) unvollständigen und mit Popper (1984) vorläufigen – empirischen Wirklichkeit verabsolutiert und auf alle sonstigen Gesichtspunkte generalisierend übertragen wird. Die Überbewertung einer solchen einzelnen Einflussgröße bedingt die Relativierung aller anderen Kräfte und zieht eine grobe Verzerrung der Realität nach sich. Die durch ihre Verallgemeinerung generalisierte empirische Theorie wirkt als systematischer Fehler oder „bias“.

Jede reduktionsneurotische Aussage erklärt die anderen Ansätze bloß zu einer sekundären Funktion der eigenen fixen Idee. Mühelos wird ihre Gültigkeit anhand der verabsolutierten Theorie „bewiesen“. Jedem Reduktionismus gelingt dieser Scheinbeweis, lassen sich doch sämtliche, gegen sie sprechende Gesichtspunkte relativieren und unter die jeweils absolut gesetzte Theorie subsumieren. Folglich hat es wenig Sinn, mit einem Reduktionsneurotiker auf der Grundlage seines absolut gesetzten Ansatzes zu diskutieren. Der grundsätzliche Irrtum jeder Reduktionsneurose liegt in der willkürlichen Verabsolutierung seiner Theorie und in der darauf folgenden Ausbildung einer Ideologie (Caspart 1987, S 172-177.

Induzierte „iatrogene“ Neurosenbildung
Zunächst drängt jemand als „Iatros“ einem Anderen, Unsicheren, Suchenden, Beschwerten, Konfliktbehafteten, in einer existenziellen Krise Stehenden oder Leidenden seine allein selig machende Diagnose und Therapie, seine generalisierte Theorie bzw. seine absolut gesetzte Scheinlösung auf. Ist dieser Patient dann bereit, dieses System zu verinnerlichen und alle anderen Gesichtspunkte zu relativieren, so wird bei ihm künstlich eine neurotische Sicht herbeigeführt oder „induziert“ bzw. eine Neurosenbildung in Gang gesetzt. Durch die Reduktion der Alternativen auf eine ausschließliche Betrachtungsweise tritt eine neurotische Fixierung ein. Der Betroffene ist im Gefängnis der ihm aufgenötigten einseitigen Anschauungsweise gefangen.

Dabei spielt es keine Rolle, ob der neurotisierende „Iatros“ und falsche Helfer selbst Opfer einer Reduktionsneurose ist, eine solche vielleicht gutgläubig übernommen hat oder aber nur aus opportunistischen Gründen die generalistische Lehre verbreitet und anderen induziert. Der Hilfesuchende ist in dem Augenblick verloren, indem er den Absolutheitsanspruch der ihm angebotenen Lösungsmöglichkeit anerkennt, auf weitere kritische Prüfung verzichtet und sich der ihn beherrschenden Methode ausliefert. Ein Entkommen wäre erst durch die Lösung der Fixierung möglich. Kein Wunder also, dass sich Heilslehren, pseudowissenschaftliche Ideologien und soziale Vorurteile so hartnäckig halten. Verteidigen obendrein die Heilslehrer ihrer Ansicht mit aller Vehemenz, was ja in der Regel der Fall zu sein pflegt, da sie häufig selbst Opfer ihrer fixen Ideen sind, dann nimmt es kein Wunder, dass die Loslösung von eingefahrenen Schablonen so lange Sickerzeiten benötigt. Spätestens jetzt hört der vielleicht noch individuelle Spleen auf und führt zu einer Geistesverwirrung mit allgemein gefährdender Wirkung. Nicht nur Karl Marx war ein neurotischer und frustrierter Heilslehrer (Yalon 2002, S 22-23): „Seine Frustration löst auch Aggressionen und Feindseligkeit gegen seinen Mitmenschen aus. …. Er will Rache nehmen und anderer Menschen verletzen, beschuldigt andere und ist böse und zerstörerisch“.

Ideologisierung contra Aufklärung
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Les terribles simplificateurs
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Zusammenfassung
Der systematische Reduktionismus ließe sich unter diversen Begriffen zusammenfassen. In seinem Gefährdungsmoment stellt er zweifellos eine neurotische Erkrankung dar. Aus dem verlorenen Sinnzusammenhang und im Mangel an Transzendierungsfähigkeit ist er in den Bereich der noogenen Neurosen einzureihen. Als soziales Phänomen stellt das reduktionistische Vorgehen zugleich die Methode zur Ideologiebildung schlechthin dar. Im vermeintlichen Lösungsangebot für Konflikte handelt es sich dazu noch um ein quasi-iatrogenes und in der Regel induziertes Phänomen. Es ließen sich für diesen Formenkranz demnach verschiedene Bezeichnungen und Einordnungen finden – gemäß ihrem Kern handelt es sich bei der ideologischen Fixierung aber um eine induzierte, noogene Reduktionsneurose.

Aus reduktionistischen, unzureichenden und unzutreffenden Diagnosen sozialer Zustände werden generalisierende Schlussfolgerungen und Therapien abgeleitet, welche die psychische und im Fall politischer Ideologien sogar die physische Unversehrtheit der solcherart Behandelnden nachhaltig beeinträchtigen. Die induzierende Vorgehensweise mündet über die systematische Manipulation in einer glatten Verletzung der Menschenrechte. Angesichts der Einflusses des Bewusstseins auf das gesellschaftliche Sein wie auf die persönliche Existenz kann dem noogenen Reduktionismus gar nicht genug entgegengetreten werden. Anstelle universalistischer Theorien und monistischer Erklärungsversuche hat unbedingt eine möglichst ganzheitliche und systemische Betrachtungsweise zu treten.

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